Interview mit Philipp Staritz, der das Konzept für uns in die Wirklichkeit umsetzt
Philipp Staritz
...kommt gebürtig aus Oldenburg in Niedersachsen. Nach seiner Ausbildung zum Landwirt studierte er in Kiel Agraringenieurwesen, mittlerweile ist er der Chef des Agrarbereiches der Blunk GmbH, die die Aufforstung für uns umsetzt. Was seine Arbeit bei uns besonders spannend macht: Eine innovative Technik aus der Landwirtschaft, das sogenannte „controlled traffic farming“, wird auf den Forst übertragen – und macht unsere Aufforstung nachhaltiger, wassersparender und effizienter.
Lieber Philipp, was ist das Besondere an der Art, wie auf der Beeskower Platte aufgeforstet wird?
Aufforstung in diesem Maßstab ist vollkommen neu. Wir haben uns gefragt: Wie können wir mit den technologischen Mitteln, die uns zur Verfügung stehen, das Konzept optimieren?
Wie können wir es nachhaltiger und effizienter machen?
3 Bereiche statt pauschaler Bearbeitung
Wir kennen das Konzept „controlled traffic farming“ bereits aus der Landwirtschaft: Da sind wir mittlerweile so weit, dass wir die Maßnahmen im Büro vorplanen, zum Beispiel die Fahrspuren, die ein Schlepper auf dem Feld fährt. Das ist effizient und schont den Boden, weil statt 95% der Fläche nur noch 25% befahren werden.
Und dann haben wir uns überlegt: Dasselbe könnte man auch im Forstbereich anwenden. Mit dem Ansatz, dass man Flächen nicht mehr pauschal bearbeitet, also zum Beispiel mulcht oder bewässert, sondern die Fläche in drei Funktionsbereiche aufteilt. In einem wird gepflanzt, ein anderer ist mit der Maschine befahrbar und ein dritter Bereich wird für die Bewässerung verwendet.
Wie wurde das bei der Pflanzung der ersten Bäume Anfang Oktober umgesetzt?
Wir haben zunächst die Flächen per GPS ganz genau eingemessen und am PC die Pflanzlinien, also die Reihen in denen die Bäume gepflanzt werden, vorgeplant. Jede Reihe, in der ein Baum steht, ist im System vorgeplant. Damit haben wir den Vorteil, dass die Maschine, die das später pflanzt, auf zwei Zentimeter Genauigkeit die Reihe findet. Auch die Maschinen die später mulchen und bewässern arbeiten mit dieser Präzision. Diese Vorplanung macht die Arbeit strukturierter und effizienter.
80% weniger Wasserverbrauch
Und wie genau trägt das zu weniger Wasserverbrauch und einer geringeren Belastung mit Chemikalien bei?
Der Standort auf der Beeskower Platte zeichnet sich durch eher „leichten“, also sandigen Boden aus, der im Vergleich zu lehmhaltigem Boden weniger Wasser speichern kann – deshalb spielt die Bewässerung dort eine besonders wichtige Rolle, damit sich die Pflanze etablieren kann und genug Wurzelwerk herausbildet. Wenn man eine solche Fläche normalerweise beregnen würde, würde man sie pauschal mit Wasser besprühen. Durch unseren Ansatz können wir zielgenau bewässern, wodurch wir 80% des Wasserverbrauchs sparen. Und das ist schon eine starke Zahl – einerseits gut für die Bewirtschaftung, andererseits ökologisch nachhaltig. Eine Win-Win-Situation für beide Seiten.
Vollkommen ohne Herbizide
Beim Mulchen ist es folgendermaßen: Man hat einen Aufwuchs, also Gräser und Ungräser. In der konventionellen Landwirtschaft hat man die Möglichkeit, das Ganze chemisch zu lösen – man spritzt Unkrautvernichtungsmittel, leider noch immer der einfachere und billigere Weg. Wir haben uns für die nachhaltige Vorgehensweise entschieden: Man mulcht den Aufwuchs, also mäht ihn quasi ähnlich wie bei einem Rasenmäher. So bleibt die Organik auf der Fläche und düngt wieder neu, indem die gemulchte Pflanze vertrocknet und in Hummus umgesetzt wird.
Das klingt nach einem mehr als sinnvollen Ansatz. Eine letzte Frage: Was magst du an deiner Arbeit besonders?
Grundsätzlich muss man Lust auf Landwirtschaft haben, und das hatte ich schon als Jugendlicher. Die Arbeit bei Blunk ist zudem sehr abwechslungsreich, es gibt immer wieder neue Projekte für die es gilt, Konzepte zu entwickeln – wie jetzt die Aufforstung für NfG. Und das macht echt Spaß.
Comments