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Reizthema Wasser: So bereiten wir die Pflanzungen ressourcenschonend vor

Aktualisiert: 22. März 2021

Im eher trockenen Brandenburg wird das Thema Wasser zum Teil heiß diskutiert, dies wird nicht zuletzt bei der Berichterstattung im Zusammenhang mit der Tesla-Gigafactory in Grünheide klar. Wasser ist natürlich auch für unsere Aufforstung ein wichtiges Thema: Ohne genügend Niederschlag bzw. künstliche Beregnung kein ausreichendes Wachstum der jungen Bäume und Sträucher. Anhand von Aufzeichnungen der letzten Jahre geben wir einen Überblick darüber, was die Niederschlagsmengen für unsere Aufforstung bedeuten – um schließlich unser System vorzustellen, das den Wasserverbrauch auch in trockeneren Perioden nachhaltig minimieren kann.


Dass die Beeskower Platte eine vergleichsweise niederschlagsarme Region ist, legen folgende Zahlen nahe: Während laut unserer Tabelle 2020 565 Liter Regen pro Quadratmeter fielen, lag der bundesweite Durchschnitt bei 710 Litern. Und dabei ist diese Region für brandenburgische Verhältnisse „echt noch Gold“, wie der Forst-Sachverständige Ulf Rehfeld meint, der laufenden UVP anfertigt. Hinzu kommt der sandige Boden, der Wasser schnell versickern lässt – so bleibt es den Pflanzen in den oberen Bodenschichten weniger lang zugänglich.


Das Risiko nimmt ab, sobald die ersten 2 Jahre überstanden sind

Die Tabelle zeigt: In den meisten Jahren ist der Niederschlag relativ konstant, vereinzelt kommt es jedoch zu Extremjahren. In den Dürrejahre 2018 und 2019 lag die Niederschlagsmenge deutlich unter dem Durchschnitt. Für die Landwirtschaft waren diese Jahre ein schwerer Schlag. Wenn in der Vegetationsperiode (und Haupthitzezeit) von Mai bis September Niederschläge zu gering ausfallen, kann es auch für unsere Setzlinge gefährlich werden. Doch Herr Rehfeld bleibt optimistisch: „Wir haben für forstliche Verhältnisse relativ hochanstehendes pflanzenverfügbares Wasser. Nach den Daten sind die Niederschläge in der Vegetationszeit mit 270-290 mm als Mittel ausreichend für die Pflanzenversorgung.“ Im letzten Jahr lag das Mittel während der Vegetationsperiode bei 288 mm – also wortwörtlich im grünen Bereich. Doch nicht nur die Sommermonate sind wichtig: Da wir im Herbst aufforsten, ist für uns auch interessant, mit wie viel Wasser die Bäume aus dem Winter ins Frühjahr gehen – in dieser Zeit benötigen die jungen Bäume viel Wasser für ihren Austrieb. Doch generell sieht auch unser Forstberater Hans-Jürgen Sturies mit Zuversicht auf die Erfolgschancen der Aufforstung: „[...] es bleibt Fakt, dass das Risiko abnimmt, wenn die Kulturen das erste und zweite Jahr überstanden haben.“


Natürlich sind auch andere abiotische Faktoren entscheidend. Die Temperaturen steigen konstant an: Global betrachtet liegen laut Umweltbundesamt die sechs wärmsten Jahre seit 1881 alle im 21. Jahrhundert. Mit einer Mitteltemperatur von 10,3 °C war das Jahr 2019 zusammen das bisher zweitwärmste in Deutschland beobachtete Jahr seit dem Beginn regelmäßiger Aufzeichnungen im Jahr 1881, in Brandenburg sogar das bisher wärmste Jahr. Auch Wind ist ein wichtiger Faktor, da er zu Austrocknung beitragen kann.


(Steigende Temperaturen, Dürre: An derartige Bedingungen angepasste Klimabäume könnten eine große Bereicherung sein, wie in diesem Artikel erklärt wird.)




Von Mai bis August sind die Tage lang, die Sonnenintensität und die Temperatur hoch, gleichzeitig wird viel Wind verzeichnet. Obwohl der Niederschlag von Mai bis September am höchsten ist (siehe Grafik), ist es für uns wichtig, ein „Polster“ aufzubauen, damit die Pflanzen die heißen Monate gut überstehen. Durch zwei Aspekte der Bodenvorbereitung schaffen wir es, nachhaltig Wasser in den oberen Bodenschichten zu halten und unseren Wasserverbrauch zu minimieren: Lebendverbauung und Tiefenlockerung.


Der "Schwamm" im Boden: geschickte Bodenvorbereitung für eine nachhaltige Bewässerung

Bei der Lebendverbauung verfahren wir nach dem System der „Grünen Brücke“, d. h der Boden ist immer mit Früchten wie Klee oder Leinsamen abgedeckt. Dies hat sowohl unter als auch auf der Bodenfläche positive Auswirkungen auf den Wasserverbrauch.

Vor der Aussaat der Bodenbedeckung wird der Acker zunächst bis auf 40 cm tief gelockert – der Klee und der Leinsamen sollen tief Wurzeln können. Einerseits sollen die Wurzelgänge der Begrünung – als Vorbereitung für die spätere Aufforstung – Luft in den Boden bringen. Das ist für das Pflanzenwachstum elementar. Andererseits wirken die Wurzeln des Klees bzw. des Leinsamens und die Biomasse der Blätter wie ein Schwamm. Oberflächenwasser in Form von Regen wird abgebremst und in die Wurzelgänge weitergeleitet, das Wasser wird im Boden aufgesaugt. So kann es auch bei langen Trockenphasen an die Bäume weitergegeben werden. Denn der Klee bzw. Leinsamen bleibt zwischen den Reihen bestehen und ist somit ein festes Element im System Oegeln. Auf der Bodenoberfläche erfüllt der Klee bzw. Leinsamen ähnliche Funktionen wie das Moos im Wald. Durch die Biomasse ist der Boden abgedeckt, so verdunstet weniger Wasser. Wir haben uns für Sorten entschieden, die trotz ihres ausgeprägten Wurzelwerks nur ein geringes Höhenwachstum aufweisen. Der Klee selbst entzieht daher nur wenig Wasser und die Baum- und Strauchsetzlinge können optimal versorgt werden.


Als weiterer wassersparender Effekt kommt noch hinzu, dass eine Verkrautung der feien Fläche nur schwer erfolgen kann, weil der Klee nur wenig Licht in die Bodenoberfläche lässt und somit keine Samen im Boden keimen können. So bleibt mehr Wasser für Bäume und Sträucher.


Baumsetzlinge auf dem Feld: Mehr Angriffsfläche für Wind und Hitze

Da unsere Pflanzen auf dem Feld wachsen, haben Wind und Hitze hier mehr „Angriffsfläche“ als bei Setzlingen, die im Wald durch andere Bäume und deren Schatten geschützt werden. Hier schafft das in jeder dritten Reihe gesäte Rohrglanzgras Abhilfe: Es ist winterhart, somit mehrjährig, und dient so über einen langen Zeitraum als Erosionsschutz. Es bietet den jungen Bäumen Schutz, indem es den Wind bricht und ihnen Schatten spendet: So kann noch weniger Wasser verdunsten.

Diese erste Phase der Bodenvorbereitung erfolgt in den Monaten Juli, August und September. Darauf folgt die zweite Phase der Vorbereitung und schließlich der Pflanzung im November und Dezember.


Innerhalb dieser zweiten Phase geht es vor allem darum, folgendes Problem zu lösen: In Oegeln haben wir Verdichtungen in einer Tiefe von 30-40 cm. Das sind nicht unbedingt Pflugsohlen, vielmehr sind es weiße Feinsandablagerungen die sich durch Regenwasser absetzen (siehe Bild).


Die groben Sandpartikel verbleiben im Oberboden, der Feinsand wird nach unten gespült und lagert dicht. Diese Beobachtung habe ich auf Grünland gemacht, wo weder gepflügt wurde noch schwere Maschinen gefahren sind. Folglich kann es sich bei den steinharten Bodenverdichtungen nur um Feinsandablagerungen handeln.


Um zu verhindern, dass diese Schicht das Pflanzenwachstum erschwert, erfolgt nun in der zweiten Phase die Tiefenlockerung mithilfe des Strip-Till-Verfahrens (siehe Bild). Nachdem bereits vor der Aussaat des Klees bzw. Leinsamens auf 40 cm gelockert wurde, setzen wir nun erneut an. Alle 2 Meter wird auf eine Tiefe von 1,0 m gelockert, aber nur dort, wo die Pflanzmaschine die Bäume setzt, denn: Das, was in den Monaten Juli/August/September aufgebaut wurde – der „Schwamm“ – soll nicht zerstört werden.


Das Lockern der zweiten Phase ist ebenso wichtig wie die biologische Lebendverbauung der ersten Phase. Beide Elemente gehören zum System. Im oberen Bereich können die Feinwurzeln in die Wurzelgänge des Klees wurzeln. Durch die Lockerung der Feindsandablagerungen im unteren Bereich kann die Pfahlwurzel Wasser und Mineralien schöpfen bis in eine Tiefe von 1,0 m. Auf diese Weise minimieren wir die Notwendigkeit einer künstlichen Beregnung: Wir verhelfen der jungen Kultur zu ausreichender Wasserversorgung.



Mehr zu unseren Aufforstungsplänen finden Sie in diesem Interview mit unserem Berater Hans-Jürgen Sturies.










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